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Familie Muntean

Wir sind bei der Paulinenpflege Winnenden seit:

Sommer 2010

Familie Muntean

Auf den ersten Blick ist Familie Muntean eine ganz normale 6-köpfige Familie, auf den zweiten gibt es doch eine Besonderheit: Sozialpädagogin Adina Muntean ist nicht „nur“ Mutter und Ehefrau, sondern auch Erziehungsstellen-Mitarbeiterin der Paulinenpflege. Das heißt: Im Haushalt der Munteans in Lorch leben neben den zwei leiblichen Kindern Jonathan und Theodora auch zwei Mädchen, die im Rahmen einer Erziehungsstelle in die Familie aufgenommen wurden.

„Familie war uns schon immer sehr wichtig. Uns war klar: Wenn wir Kinder bekommen, dann bleibe ich zu Hause und gehe nicht mehr arbeiten. Irgendwann kam der Gedanke, dass davon vielleicht auch andere Kinder profitieren können“, erzählt Adina Muntean. Zu diesen Gedanken kam eine Anzeige der Paulinenpflege im örtlichen Amtsblatt, in der Erziehungsstellen-Mitarbeiterinnen gesucht wurden. „Der Wortlaut war ungefähr: Sind Sie eine Familie und möchten Sie das mit anderen teilen?“, erinnert sich die Sozialpädagogin.

Es folgten intensive Informations- und Vorbereitungs-Gespräche mit der Erziehungsstellen-Fachberatung der Paulinenpflege und natürlich mit ihrem Mann, denn: „Allein geht das nicht, es ist wichtig, dass der Ehepartner mitzieht“, sagt Erziehungsstellenberaterin Lea Glemser. Und so ist Ehemann Adrian Muntean im Jahr 2010 auch das Zünglein an der Waage: „Es gab auch immer wieder Zweifel, ob wir das mit der Erziehungsstelle machen sollen. Ich habe meinen Mann gefragt: Was ist, wenn das Kind, das wir aufnehmen, schwierig ist?“. Adrian Munteans Antwort damals: „Unsere leiblichen Kinder können auch schwierig werden und das stehen wir ja dann auch durch“. Nach diesen und einigen weiteren Abwägungen haben die Munteans dann im Sommer 2010 ein Mädchen in ihrem Haushalt aufgenommen – Sozialpädagogin Adina Muntean wurde dadurch Paulinenpflege-Mitarbeiterin. Somit waren die Munteans zu fünft.

Damit aber nicht genug: Noch in der Eingewöhnungsphase kam aus einer Notsituation heraus die Frage einer anderen Erziehungsstelle, die ebenfalls ein Mädchen aufgenommen hatte, ob das Kind nicht kurzfristig zu Familie Muntean wechseln könne. „Das war schon nochmal eine andere Entscheidung als beim ersten Mal. Wir konnten uns das zunächst gar nicht vorstellen. Doch nachdem das Mädchen einmal zum Spielen da war, hat unser Sohn Jonathan gesagt: Warum nicht, sie braucht doch auch eine Mama.“ Und tatsächlich hat die Familie auch diese Herausforderung angenommen. „Das war damals ein absoluter Ausnahme- bzw. Notfall. Normalerweise gibt es solche Hauruck-Aktionen nicht. Eine Aufnahme in einer Erziehungsstelle wird monatelang vorbereitet und angebahnt“, erklärt Lea Glemser.

Die Familie erinnert sich noch ganz genau an den Einzugstag des zweiten Erziehungsstellen-Mädchens: „Sie hat gefragt, ob sie tatsächlich hierbleiben könne. Unsere Antwort war: Ja natürlich! Daraufhin hat sie nur durchgeamtet und gesagt: Dann brauche ich nur ein Bett und einen Schrank.“ Eine Aussage der damals Vierjährigen, die die Familie heute noch berührt.

„Sie hat sich in diese Familie hineingeschlichen. Es war manchmal fast zu harmonisch“, sagt Adrian Muntean. Das bedeutet aber nicht, dass das Erziehungsstellen-Leben immer ruhig ist. „Es gibt durchaus auch stürmische Tage und Wochen mit Konflikten und Problemen – aber so geht es anderen Familien auch. Deshalb sind wir froh über den Austausch mit anderen Erziehungsstellen-Familien und unserer Erziehungsstellenberaterin. Die Unterstützung durch die Paulinenpflege tut gut. Wir wissen, dass es da immer Menschen gibt, die uns Antworten geben können, wenn es schwierig wird“, freut sich Adina Muntean. Trotzdem ist eine Erziehungsstelle eine Lebensaufgabe und ein Job, bei dem man nie Feierabend hat. Der große Vorteil: „Ich kann als Sozialpädagogin zu Hause arbeiten, auch immer für meine ganze Familie da sein. Ich habe eine Vollzeitstelle und bin trotzdem Vollzeitmutter. Das ist eigentlich nur in einer Erziehungsstelle möglich. Ich empfinde dies als großes Privileg auch gegenüber meinen eigenen zwei Kindern“.

Erziehungsstellenberaterin Lea Glemser begleitet gemeinsam mit einer Kollegin rund zehn Erziehungsstellen-Mitarbeiterinnen und deren Familien. Es könnten aber um einige mehr werden, da es von den Jugendämtern regelmäßig Anfragen für Erziehungsstellen gibt und Kinder in der „Warteschleife“ sind – daher ist die Paulinenpflege immer auf der Suche nach pädagogischen Fachkräften, die diese Aufgabe übernehmen.

Familien, die sich das überlegen, möchte Adrian Muntean Mut machen: „Wartet nicht bis Ihr meint, dass die Familie perfekt ist. Durch die Erziehungsstellen-Herausforderungen reift Ihr und Euer Familienleben.“ Und seine Frau ergänzt: „Auch im Rückblick würde ich das sofort wieder machen. Das Motto ist dasselbe geblieben: Wir machen eine Erziehungsstelle, weil wir unser Familienleben teilen wollen.“

Weitere Infos zu den Erziehungsstellen der Paulinenpflege Winnenden:

  • Gesucht werden pädagogische Fachkräfte wie Sozialpädagogen, Erzieher oder Heilpädagogen (m/w/d) idealerweise mit Berufserfahrung in der Jugendhilfe
  • Für die Aufnahme eines Kindes/Jugendlichen muss im Haushalt ein Zimmer mit mindestens 10 qm zur Verfügung stehen
  • Es handelt sich um unbefristete Stellen von 50% bzw. 100% mit einer Vergütung entsprechend der Qualifikation und Erfahrung zwischen S8b und S11b gemäß AVR-Württemberg, angelehnt an den TVöD
  • Es gibt eine maßgeschneiderte Einarbeitung, fachbezogene Qualifizierungsmöglichketen sowie Unterstützung durch Fachberatung ggfs. Supervision.

Ansprechpartnerin bei Fragen: Frau Reisser-Kriesel Tel. 07195/695-6604 oder loni.reisser-kriesel@paulinenpflege.de